Dispo zu besonders günstigen Konditionen – ist das möglich?
Der Dispokredit ist mittlerweile beinahe eine Standardleistung von Girokonten. Doch obgleich das Angebot bei fast allen Konten besteht, gibt es durchaus Unterschiede. Nicht nur die Höhe des eingeräumten Disporahmens unterscheidet sich, auch dessen Kosten. Die Höhe der Zinsen variiert zwischen den Angeboten teils massiv, sodass Verbraucher unbedingt schauen sollten, wo sie ihren Dispo besonders günstig erhalten können. Dieser Artikel schaut sich das Thema und einige Anbieter mit besonders günstigem Dispokredit genauer an.
Dispozinsen in Deutschland nach wie vor sehr hoch
Oftmals wirkt es so, als sei der Dispo immer teuer gewesen. Das stimmt jedoch nur bedingt. Denn der Dispo hängt massiv vom EZB-Leitzins ab, der wiederum aktuell 0 Prozent beträgt. Um die wirklichen Kosten eines Dispos auszurechnen, muss stets die Differenz zwischen Leitzins und tatsächlichem Zinssatz betrachtet werden. Vor der Finanzkrise 2008 lag der Abstand bei acht Prozent, stieg bis 2010 auf nahezu 12 Prozent. Und heute? Auch jetzt ist die Differenz noch bei gut 10 Prozentpunkten. Das bedeutet:
- Kosten – der Dispozins ist weiterhin hoch und liegt gute zwei Prozentpunkte über dem Wert von vor zehn Jahren. Es gibt jedoch auch Angebote, die bei 8 Prozent liegen.
- Durchschnitt – der durchschnittliche Dispozins liegt laut Test.de bei 9,68 Prozent. Dies kam bei einer Nachfrage bei rund 1.285 Banken, Sparkassen und Volksbanken heraus.
Natürlich ist der Dispokredit die teuerste Möglichkeit, sich Geld zu beschaffen. Daher raten wir Ihnen, ihn nur kurzfristig zu nutzen. Neben den Kosten für einen Dispokredit sollten Sie bei der Wahl Ihres Girokontos folgende Kostenfaktoren im Auge behalten:
- Kontoführungsgebühren – Liegt die Kontoführungsgebühr im Jahr bei einem Privatgirokonto bei mehr als 60 Euro und der Dispozins oberhalb der 10-Prozent-Grenze, sollten Sie über einen Kontowechsel nachdenken.
- Ratenkredite – Wenn Sie Ihren Dispokredit ständig nutzen, sollten Sie lieber überlegen, einen Ratenkredit aufzunehmen. Ratenkredite bieten oft deutlich günstigere Konditionen.
Besonders günstige Banken
Wir stellen Ihnen im Folgenden vier Banken vor, die den Dispositionskredit zu besonders günstigen Konditionen anbieten.
Skatbank
Die deutsche Skatbank überzeugte zuletzt nicht nur die Stiftung Warentest. Die Bank selbst nennt ihr Angebot »den günstigsten Dispokredit Deutschlands« und die Zahlen sprechen für sich. Allgemein handelt es sich beim »Skatbank Trumpfkonto« um ein kostenloses Girokonto, welches Bankkunden eine BankCard und den Dispokredit zur Verfügung stellt:
- Sollzins – der Zins für die eingeräumte Kontoüberziehung beträgt 4,08 Prozent jährlich.
- Überziehungszins – auch dieser beträgt aufs Jahr gerechnet 4,08 %.
- Dispohöhe – um die Höhe des Dipsrahmens zu bestimmen, berücksichtig die Bank die Lohn- oder Gehaltseingänge, alternativ auch die Renteneingänge, aus den letzten vier Monaten.
- Obergrenze – der Dispokredit kann höchstens 10.000 Euro betragen.
Um den Dispositionskredit einzurichten, müssen Verbraucher keine Schritte einleiten. Die Skatbank richtet Ihnen den Dispo nach vier Monaten automatisch ein, nachdem sie Ihre bisherigen Geldeingänge geprüft hat.
Gehen monatlich verschiedene Beträge ein, so gilt der Gesamtbetrag des Monats als Richtwert. Dasselbe gilt, wenn die Lohnüberweisungen variieren. In diesem Fall bleiben jeweils der höchste und niedrigste Eingang unberücksichtigt. Sollte sich der Geldeingang später verändern, passt sich auch der Dispo automatisch an.
Comdirect
Comdirect ist wohl eine der bekanntesten und beliebtesten Direktbanken Deutschland. Die einfache Handhabung macht die Commerzbank-Tochter vor allem bei Anlegern und Brokern beliebt. Doch auch abseits des Aktienmarktes kann sich die Comdirect sehen lassen. Das Girokonto mit Dispo überzeugt mit guten Konditionen:
- Sollzins – der veränderliche Sollzins beträgt aktuell 6,5 % jährlich. Die Höhe können Kunden, abhängig von ihrer Finanzsituation, selbst bestimmen.
- Beantragung – der Dispositionskredit wird nicht automatisch eingeräumt, sondern muss einmal beantragt werden.
- Zahlung – die Zinsen werden quartalsweise berechnet, sofern Sie den Dispo während des Abrechnungszeitraums nutzen.
Die Maximalhöhe des Dispositionskredits ist auf den dreifachen Betrag des Nettoeinkommens festgelegt. Comdirect prüft den Kunden nach der Beantragung und richtet den Kredit ein.
Ein kleines Manko für Interessenten kommt mit den aktuellen Nachrichten. Die Commerzbank möchte Comdirect komplett eingliedern, was eventuell bedeuten könnte, dass die kostenlosen Girokonten und niedrigen Sollzinsen bald der Vergangenheit angehören.
DKB Bank
Die »Deutsche Kreditbank« bietet verschiedene Girokonten, unter anderem für Familien, Studenten und minderjährige Verbraucher. Somit sind auch die Dispokonditionen unterschiedlich. Beim Konto »DKB-Cash« erwartet Kunden Folgendes:
- Girokonto – das Konto hat keine Kontoführungsgebühr und bietet eine Visa-Card. Der Guthabenzins der Visa-Card beträgt bei bis zu 100.000 Euro 0,2 Prozent jährlich.
- Dispozinsen – sie liegen bei 6,74 Prozent jährlich, wobei der Zinssatz variabel ist. Die Abrechnung erfolgt vierteljährlich.
Direkt bei der Eröffnung des Kontos räumt die DKB Kunden einen Disporahmen von 1.000 Euro ein. Nach den ersten monatlichen Geldeingängen erhöht sich der Betrag automatisch, allerdings auf maximal die Summe von zwei Monatsgehältern. Manuell kann die Erhöhung auf drei Monatsgehälter beantragt werden. Welche Maximalhöhe tatsächlich zur Verfügung steht, hängt von den Geldeingängen und internen Prüfkriterien ab. Eine Besonderheit: Wer als Aktivkunde der DKB gilt (monatlicher Mindestgeldeingang von 700 Euro pro Monat), kann den Ratenkredit der DKB mit einem kleinen Zinsvorteil abschließen. Der Kredit bietet auch sonst sehr faire Konditionen, die sich durchaus lohnen.
ING
Auch die Ing bietet günstige Dispozinsen zu einem kostenlosen Girokonto. Hier gilt:
- Eingeräumte Überziehung – die Zinsen belaufen sich auf 6,99 Prozent im Jahr.
- Geduldete Überziehung – auch hier beträgt der Zins 6,99 Prozent.
Der Sollzins ist variabel, kann also kundenspezifisch angepasst werden. Inwieweit sich der Dispositionskredit automatisch einrichtet, geht aus dem Angebot nicht hervor. Dennoch gilt, dass die maximale Höhe 10.000 Euro beträgt, alternativ gilt die Drei-Monatsgehälter-Regelung. Kunden können den Dispo selbst im Onlineprofil anpassen. Bei einer Erhöhung müssen Sie möglicherweise weitere Unterlagen einreichen.
Fazit: Vergleichen lohnt sich
Mitunter ist schon die angedachte Nutzung des Dispo ein guter Zeitpunkt, über einen Kontowechsel nachzudenken. Immerhin beträgt die Differenz zwischen sieben und zehn Prozentpunkten bereits drei Punkte – auf das Jahr gerechnet sind das einige Euro. Da die günstigen Dispozinsen meist mit kostenlosen Girokonten einhergehen, können Verbraucher sogar doppelt sparen. Dennoch sollten Sie immer beachten, dass die angegebenen Sollzinsen variabel sind und somit kundenspezifisch erhöht werden können.
